Alte und neue Tipps gegen den dreifachen Herbst-Blues
Trübe Aussichten? November, Corona und „Lockdown Light“ – was wirklich dagegen hilft
Die kalte und dunkle Jahreszeit hat begonnen, nur ist sie dieses Jahr noch etwas trüber als sonst. Das dominierende Thema ist nach wie vor Corona. Die Angst vor einer Infektion, aber auch vor den Gegenmaßnahmen kann Menschen aus dem Gleichgewicht bringen. Die Gefahr, dass man statt nur einer kleinen depressiven Verstimmung, die für den November nicht unüblich ist, in eine echte psychische Störung „abrutscht“, ist real. Vermeidung sozialer Kontakte, Mund-Nasen-Schutz, Abstandsregeln, Schließung von Gaststätten, keine Konzerte, kein Vereinssport – die Liste der Einschränkungen ist lang und in ihrer Masse sind die Limitierungen hart für die Bevölkerung. So können zu den körperlichen Gefahren des Corona-Virus auch noch schwerwiegende psychische Schäden hinzukommen.
Untersuchungen haben gezeigt, dass vor allem während des ersten, strengen „Lockdowns“ Depressionen, Angststörungen und andere psychische Erkrankungen zugenommen haben. Nach Erhebungen der Krankenkassen hatten fast 20 Prozent der Krankmeldungen im ersten Halbjahr 2020 psychische Ursachen.
Wenn Sie das Gefühl haben, mit der aktuellen Situation oder natürlich auch aus anderen Gründen überfordert zu sein, zögern Sie bitte nicht, professionelle Hilfe anzufordern. Hilfreiche Links finden Sie am Ende des Textes.
Fit gegen den November-Blues – Alte und neue Tipps, die Sie sicher durch den „Lockdown“ bringen:
1. Viel Bewegung
Die Klassiker Joggen, Fahrradfahren und Spazierengehen sind auch in der jetzigen Situation die besten Mittel, um Körper und Geist wieder in Balance zu bringen. Bewegungs-Muffel sind immer wieder überrascht, wie viel besser sie sich hinterher fühlen! Das liegt an den Hormonen, die bei körperlicher Anstrengung ausgeschüttet werden. Und alle Fitnessclub-Mitglieder müssen sich ja leider ohnehin eine neue Beschäftigung suchen.
2. Tagesabläufe klar strukturieren
Wenn Sie merken, dass es Ihnen immer schwerer fällt, Aufgaben zu erledigen, stellen Sie einen Zeitplan für jeden Tag auf: Vom Weckerklingeln morgens, Essenszeiten, Arbeit, Freizeitbeschäftigungen bis hin zur Schlafenszeit – Ihre Psyche wird es Ihnen danken, wenn die jeweiligen Aufgaben klar sind und kein Leerlauf entsteht.
3. Glückshormone durch gutes Essen und gemeinsames Lachen
Weil Unternehmungen wie Restaurant-, Kino- oder Konzertbesuche leider zurzeit ausfallen müssen, ist es wichtig, anderweitig für Glücksgefühle zu sorgen. An das Glückshormon Serotonin kommt man recht einfach heran: Sobald Nüsse, Haferflocken und Eier regelmäßig auf dem Speiseplan stehen, ist die Basis für Ausgeglichenheit gegeben. Damit gelingt dann auch beherztes Lachen, zum Beispiel über alte Louis-de-Funès-Filme aus der Mediathek. Und wie gelöst man nach so einem richtigen Lach-Flash ist, wissen Sie bestimmt noch.
4. Kontakte pflegen – ohne direkten Kontakt
Leider müssen wir mit den Einschränkungen seit dem Frühjahr leben, darum sind uns Webinare, Videokonferenzen und Telefonate inzwischen nur zu vertraut. Auch wenn wir es vielleicht nicht gern zugeben, helfen uns all diese ein wenig abstrakten Kontaktformen, um kein Gefühl von Isolation aufkommen zu lassen. Ziehen Sie das Beste aus diesen Möglichkeiten, nutzen Sie sie privat, um alte Freunde wieder in Ihr vorerst noch virtuelles Leben zurück zu holen!
5. Ängste ernstnehmen
Wir alle haben die Meldungen über Infektionszahlen, Risikogruppen und leider auch Todesfälle immer wieder gehört. Da die Meinungen unseres Umfeldes zu diesen Punkten durchaus gegensätzlich ausfallen können, ist es nicht verwunderlich, dass bei vielen Menschen Unsicherheit und Angst aufkommen. Das Gefühl, dass niemand „Herr der Lage“ ist, kann zu Angstzuständen führen. Wichtig ist, dass man sich in solchen Momenten nicht allein gelassen fühlt. Suchen Sie offene Ohren in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis, damit Sie nicht allein mit dieser Situation klarkommen müssen.
6. Auf Regen folgt Sonnenschein
In all dieser realen und sinnbildlichen Finsternis sollten wir uns sehr auf die Zeit nach Corona freuen. Gerade für Alleinerziehende, Geringverdiener und Angehörige der sogenannten Risikogruppen ist die psychische Belastung durch die Corona-Einschnitte besonders groß und real. Finanzielle Einbußen, gesundheitliche Risiken und zusätzliche gesellschaftliche Isolation können zu noch nicht absehbaren Konsequenzen für diese Menschen führen. Sorgen Sie für Zuversicht: Planen Sie Familientreffen, Ausflüge, Urlaube, freuen Sie sich auf Konzertbesuche oder den viel zitierten „Tag am Meer“! Hoffen Sie darauf, dass der November-Lockdown ausreicht, um ein unbeschwertes Weihnachtsfest genießen zu können!
7. Licht an!
In Finnland gibt es seit vielen Jahren öffentliche „Lichträume“, in denen die Menschen Energie tanken können, indem sie sich von hellem Licht anstrahlen lassen. Dieses Konzept können wir im Kleinen auch für den November in Deutschland übernehmen. So angenehm gedämpftes Licht ist, es weckt nun mal keine Lebensgeister in uns. Die Investition in eine Tageslicht-Lampe lohnt in jedem Fall, auch wenn wir uns erst einmal daran gewöhnen müssen. Licht ist Energie, auch für uns!
Unterstützung und Hilfe:
Therapeuten-Suche der Psychotherapeutenkammer Baden-Württemberg
Stiftung Deutsche Depressionshilfe (Nachfolge des Kompetenznetzes Depression, Suizidalität) | mehr
Freunde fürs Leben – Depression bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen | mehr
Deutsche Depressionsliga | mehr
Deutsche Gesellschaft für Bipolare Störungen e.V. | mehr
Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen e.V. | mehr
Quelle: www.1.wdr.de